Thursday, November 01, 2007

'Privater' Zirkel

Letztens bekam ich über die SZ die Zuschrift eines anderen Mannes. 'Hannes', so hieß er, wollte sich austauschen.
Gerne, schrieb ich - ich freue mich immer über neue Kontakte.

Die nächste PN sah dann etwa so aus: "Wie Du stehe auch ich auf Nylons. Laß uns uns mal treffen und Dich in die Szene einführen."

Hmm... Nylons sind eines der Themen, mit denen ich noch nie irgendwas anfangen konnte. Gut, bei flüchtiger Betrachtung könnte man das Netzshirt, das ich auf meinem Profilfoto trage, für Nylon halten.
Allerdings bin ich jetzt seit fast drei Jahren in der Szene unterwegs und - zumindest mittlerweile - relativ aktiv. Für eine 'Einführung' also vielleicht etwas zu spät.

Das schrieb ich ihm dann. Die Antwort: das macht nichts, er hat einen privaten Zirkel von etwa 10-12 Leuten, alles völlig diskret, und einige stehen auch auf LLL.

Irgendwie, dachte ich mir, hat dieser Mensch ein gesteigertes persönliches Interesse an mir, wenn auch ohne dabei sehr spezifisch zu sein. Ich fragte ihn, was denn die Altersgruppe seines Zirkels sei und *wo* das überhaupt ist.

Bad Aibling, war die Antwort. Nichts zum Alter.
Beider nächsten Runde fragte ich wieder nach dem Alter und sagte, wir könnten uns ja mal treffen um darüber zu reden - sozusagen auch zum Aufbau von Vertrauen.

Wieder keine Antwort wegen des Alters. Warum ich denn glaube, daß er an einem Treffen interessiert sei?

Hä?
Ich schrieb ihm daraufhin (bestärkt von den Meinungen aus meinem Lieblingsforum, NoSin), daß ich eigentlich wenig Interesse daran habe, einfach so mal nach Bad Aibling zu gurken und dort völlig blind in seinen Zirkel zu marschieren. Dann fragte ich ihn, warum er trotz zweijähriger Anmeldung bei der SZ kein REAL-Zeichen besitzt, und warum er nicht auf meine Frage wegen des Alters antwortet.

Eine Pointe hat die Story leider nicht, denn hier endet sie - denn ich bekam darauf keine Antwort mehr.

Aber vielleicht eine Moral: Die deutsche SM-Szene ist groß, und das Internet ist größer. Unvoreingenommenes Vertrauen ist fehl am Platz, und man sollte auf seinen Bauch hören: der sagt einem schnell, wenn etwas nicht stimmt.

Ein guter Rat auch für Leute, die mal eine ähnliche Entscheidung zu treffen haben: nach der Meinung anderer zu fragen (z.B. in einem anderen Forum) kostet nichts und ist meistens sehr hilfreich.

Mich hatte ohnehin nur die Neugier getrieben, denn einem 'privaten, diskreten Zirkel' will ich nicht unbedingt beitreten. Glücklicherweise habe ich einen Job, in dem ich mir ein ganzes oder teilweises Outing leisten kann, und lebe deshalb meine Neigung - zumindest meine kürzlich entwickelte Anhänglichkeit an die schwarze Szene - relativ offen und frei aus.
Daneben brauche ich für SM eine gewisse Vertrautheit, auch für eine reine Spielbeziehung. Ein 'Zirkel' klingt schon irgendwie nach Gruppensex oder zumindest Gruppensessions, und danach ist mir eigentlich weniger.

Sunday, July 29, 2007

Neuer Name

Irgendwie haben all diese Veränderungen dazu geführt, daß mir mein altes Alter Ego nicht mehr so richtig gefällt. Movito war eigentlich von Anfang an nur als Wegwerfnahme fürs 'Reinschnuppern' in NoSin gedacht. Aber wie es mit Wegwerfnamen so ist, blieb er mir.

Im Moment bin ich Dawn. Das ist ein Name, der mir so richtig gut gefällt. Schade nur, daß ich damit nicht allein bin - auf fast jeder Forums- und Webseite ist dieser Nick schon vergeben. Vielleicht finde ich ja irgendwann was Besseres. Wie man so schön sagt: Namen sind Schall und Rauch. Das ändert sich erst dann, wenn man seinen richtigen Namen findet: derjenige, der die ganze Persönlichkeit in einem Wort zusammenfaßt. Bei mir muß das - zumindest im Moment noch - ein ziemlich langer Name sein

Update

Es ist ruhig geworden um mein Blog. Beschämt stelle ich fest, daß ich seit fast 1½ Jahren nicht mehr geposted habe.

Nein, ich habe mir nicht den Hals gebrochen.

Plötzlich war sie da, die Beziehung. Allen Unkenrufen zum Trotz habe ich meine Freundin über eine Kontaktanzeige im Internet kennengelernt, und wir waren fast ein Jahr zusammen. Dann haben wir beide eingesehen, das es so nicht klappt. Aber schön war es trotzdem.

Ich bin noch heftig mit meiner eigenen Entwicklung beschäftigt. Kein Wunder, wenn man erst mit dreißig die Fesseln abzuwerfen beginnt, die einen zeitlebens in der aufgesetzten Illusion des 'Normalen', des gesellschaftlich Akzeptierten gehalten haben.


Meine private Rebellion schien zwar immer irgendwie durch, aber Kapuzenpulli und fingerlose Handschuhe reichen halt nicht, um sich selbst zu finden und etwas mehr zu sein als der Durchschnittsmensch, der jeden Abend von der Arbeit heimkommt und sich vor dem Fernseher fragt, ob sein Leben wirklich nicht zu mehr gut war.

Jetzt erhasche ich immer öfter ein paare Blicke auf das, was ich mir als erfülltes Leben vorstellen könnte. Die Umsetzung läuft noch ziemlich zäh - immerhin gehe ich einem geregelten Job nach, den ich liebe und garantiert nicht aufgeben möchte. Die verbleibende Zeit in die Umsetzung der eigenen Träume und Wünsche zu investieren (seien sie nun sexueller Natur oder nicht) ist manchmal schwierig. Wenn ich schlecht drauf bin, raubt es mir die Kraft - und manchmal ist das wie ein Teufelskreis, aus dem man nur schwer wieder herauskommt.

Die Beziehung, die ich geführt habe, hat mir in dieser Hinsicht viel gegeben. Vorher war ich noch viel zu sehr mit dem alten, normalen Leben verhaftet - teilweise durch die starke Bindung an meine Familie, teilweise durch ein großes persönliches Problem, für das mir erst meine (Ex-) Freundin die Augen geöffnet hat: die Unfähigkeit, Nein sagen zu können.


Daran hängt eigentlich alles: das Sich-Durchsetzen im Beruf, der Respekt, dem einem die Freunde entgegenbringen, und nicht zu letzt der Mut, die eigene Entwicklung nach den eigenen Wünschen zu formen statt nach denen anderer.

Es geht natürlich nicht von Heute auf Morgen. Ich habe schon eine ganze Menge Rückschläge erlitten. Aber ganz langsam wird es besser, und das Führen von Beziehungen (von der ganz persönlichen Zweisamkeit bis zur bloßen Bekanntschaft) wird immer leichter und angehmer. Im Moment bin ich ganz damit beschäftigt, mein soziales Netz aufzubauen und zu pflegen. Denn das ist es was, ich immer vernachläßigt habe.