Friday, February 22, 2008

Nokia in Rumänien: Ein Traum wird Wirklichkeit

Das Management einer Firma ist manchmal eine harte Sache, ganz besonders, wenn diese Firma an der Börse notiert ist und der Chef nicht nur einer beschränkten Anzahl von Personen, sondern jedem einzelnen Aktieninhaber verantwortlich ist.

Rote Zahlen bedeuten da schnell das Aus - so wundert es wenig, daß mancher Manager bemüht ist, den Profit so weit wie möglich nach oben zu drücken und dabei gelegentlich ein bißchen die Dinge aus den Augen verliert, die so viel wichtiger sind als Zahlen, und anfängt, unmoralische Entscheidungen zu treffen.

Anders ist es mit Entscheidungen die nicht nur unmoralisch, sondern ganz offensichtlich auch ziemlich dumm sind; bei denen jeder mit ein bißchen gesundem Menschenverstand prophezeien kann, daß sie in ein finanzielles Fiasko führen werden.
Das wundert einen dann doch.

Ja, es geht um Nokia. Das Management der Firma hat beschlossen, ihr Werk in Bochum, im unprofitablen Hochlohnland Deutschland, zu schließen, und in Gebiete zu verlagern, wo die Leute noch dankbar dafür sind, einen Job beim größten Mobiltelefon-Hersteller der Welt zu haben.

Auf den ersten Blick wirkt das normal. Nokia wäre schließlich nicht die erste Firma, die aufgrund zu hoher Lohnkosten und zu aufdringlicher Gewerkschaften Verluste fährt und, um aus diesem gefährlichen Fahrwasser herauszukommen, zu harten Entscheidungen gezwungen ist.

Nur ist der Standort Bochum keineswegs unprofitabel. 13% Gewinn können sich eigentlich schon sehen lassen, und selbst die unersättliche Gier der Aktionäre sollte damit zufriedengestellt sein.
Wäre da nicht dieser nagende Gedanke: wenn nur die Lohnkosten nicht so hoch wären. Ja, wenn die Lohnkosten nicht so verdammt hoch wären, wären es satte 17%. Die Aktionärs-Vollversammlung würde in einen Riesenjubel ausbrechen, dem braven Manager den Kopf tätscheln und ihm - was wahrscheinlich das wichtigste Argument ist - obendrein noch einen fetten Bonus bezahlen. Da kann man schon mal ins Träumen geraten.

Gefährlich wird es, wenn aus solchen Tagträumen denn Wirklichkeit gemacht werden soll. Geträumt, getan, heißt es da bei Nokia. Ehe es sich die verwöhnten Bochumer Angestellten versehen, hat der finnische Unternehmer seine Sachen gepackt und ist ins rumänische Jucu gezogen. Mit typisch finnischer Kaltschnäuzigkeit begegnet man Anschuldigungen der Stadt Bochum, der deutschen Regierung und der EU. Selbst der enorme Image-Schaden, den Nokia durch diese unverfrohrene Hauruck-Aktion erlitten hat, scheint dort (im Management von Nokia) niemanden zu interessieren.

Aber was ist das? In Rumänien scheint man weniger dankbar zu sein als vermutet. Die Regierung denkt nicht daran, auf Wunsch des westlichen Wohltäters die gesetzlich verankerte Wochenarbeitszeit von maximal 48 Stunden aufzuweichen. Noch erstaunlicher ist, daß es dort tatsächlich eine Gewerkschaft zu geben scheint (ganz wie im verwöhnten Deutschland), die es tatsächlich wagt, aufzumucken. Von "Sklaverei" ist da die Rede.
Wie aber soll man dann die erhoffte Gewinnmarge erreichen? Mehr Leute einzustellen kostet wieder zusätzliche Gehälter, und außerdem scheinen in der Region gar nicht so viele arbeitswütige Rumänen zu leben wie gedacht - es herrscht ein Mangel an Fachkräften. Also bleibt nur, auf die rumänische Regierung einzuwirken. Es wäre so eine kleine Gesetzesänderung. Soviel Dankbarkeit hätte man bei Nokia dann doch erwartet.

Es scheint also, als könnte der Realität gewordene Traum in einem bösen Erwachen enden. Nicht, daß man das im Nokia-Management vorhersagen konnte. Dort sitzen schließlich Manager, keine Software-Entwickler, die den Traum vielleicht zum Platzen gebracht hätten mit der durch bittere Erfahrung erworbenen Weisheit: Never, ever, change a running system.

Wäre man bei Nokia dieser Einsicht gefolgt, wäre einem vielleicht aufgegangen, daß eine Gewinnmarge von 13% ein perfekt eingespieltes Team von hochqualifizierten Fachkräften erfordert. Nicht, daß man in Rumänien nicht die gleiche Qualifikation besäße. Aber es gibt Mentalitätsunterschiede, die Leute kennen sich nicht, kennen den Konzern nicht, wissen noch nicht, was von ihnen erwartet wird. Es dauert Jahre, bis in einem neuen System alle Schräubchen perfekt ineinander greifen und auch dann funktionieren, wenn sie nicht mehr rund um die Uhr mit zusätzlichen Geldern geschmiert werden. Wie man bei Nokia damit nicht nur dieselbe Gewinnmarge wie in Bochum erreichen, sondern sogar noch übertreffen will, ist schleierhaft.

Neben diesen, mit etwas gesundem Menschenverstand vorhersehbaren Problemen nehmen sich alle übrigen Unannehmlichkeiten beinahe lächerlich aus. Zum Beispiel, daß Deutschland und die Stadt Bochum bereits gezahlte Subventionen in Höhe von 47 Millionen € zurückverlangen, oder, daß die Europäische Union Nokia ausdrücklich von der Zahlung von Fördergeldern für den strukturellen Aufbau der östlichen Mitgliedsstaaten ausnimmt.

Was aber schmerzen sollte, ist der Verlust des guten Konzern-Images. Fast jeder Deutsche hat versprochen, keine Nokia-Telefone mehr zu kaufen, und, wie wir Deutschen nun mal so sind, zuverlässig und gründlich, hält sich auch so mancher daran.
Da wäre den zuständigen Managern bei Nokia anzuraten, sich auf die nächste Aktionärs-Vollversammlung gut vorzubereiten, am besten mit einer wirklich mitreißenden Rede. Denn wie schon gesagt: rote Zahlen können rasch zum Verlust des Chefsessels führen. Den Aktionären ist das voraussichtlich egal, denn außer ihren Gewinnausschüttungen zählt für sie wenig. Die kann man durch einen solchen Rausschmiß vielleicht sogar wieder steigern: schließlich ist auch Finnland ein Hochlohnland, und gute Manager sind in Rumänien sicherlich für lau zu haben.

Sunday, February 03, 2008

Schwarz

Jetzt hab ich natürlich schon wieder eine ganze weile nichts geschrieben. Ich habe doch recht viele Hobbies: Computergrafik, Sport, SM-Stammtische. Dazu kommt seit ca. einem Jahr ein steigendes Interesse an der schwarzen Szene, außerhalb auch als Gothic-Szene bekannt. Das alles zu jonglieren, kann schon recht zeitintensiv sein, vor allem, wenn man gelegentlich auch noch einen Abend mit den 'alten' Freunden oder einen Nachmittag bei der Familie verbringen will.

Die schwarze Szene ist auf der einen Seite Neuland für mich, und auf der anderen Seite wieder nicht. Es ist, zugegeben, sowieso etwas ungewöhnlich für einen 32-jährigen, sich für eine Szene zu interessieren, in der es mehr Jugendliche als Erwachsene gibt. Ich würde es auch nicht tun wenn ich nicht das Gefühl hätte, in gewisser Weise wirklich dahinzugehören.

Angefangen hat es mit der Kleidung. Schwarz war schon immer so ziemlich meine Lieblingsfarbe, aber als Jugendlicher war ich einfach nicht selbstbewußt genug, das wirklich durchzuziehen. Kann schon sein, daß sich mein Fetisch allein dadurch entwickelt hat, daß ich mich in diesem Bereich immer so stark zurückgehalten habe.
Inzwischen habe ich meine Zurückhaltung so ziemlich verloren. Nachdem mir klargeworden ist, daß ich auf die Meinung anderer Leute bezüglich meiner Kleidung lieber pfeifen sollte, und daß ich mit Anfang 30 auch noch nicht wirklich zu alt bin, um mich in dieser Hinsicht ein bißchen auszutoben (daß ich zu alt dafür bin, habe ich mir eingeredet, seit ich 18 war!), habe ich meine Zurückhaltung so ziemlich verloren.

Ich trage inzwischen keine andere Farbe mehr als schwarz. Das mag auf viele Leute eintönig wirken, und es stimmt schon, daß man etwas Fantasie braucht, um nicht immer in denselben oder zumingest gleich aussehenden Klamotten rumzulaufen. Aber es fühlt sich für mich unglaublich richtig an, und zumindest im Moment fühle ich mich in anderen Farben nicht wohl, wenn man von einem gelegentlichen Ausrutscher ins Graue absieht.

Was die Musik angeht, habe ich immer zu Melodic Metal geneigt und bin, ohne es zu merken, immer weiter in die Gothic-Ecke abgedriftet. Heute höre ich Crematory, Nightwish, Iced Earth etc., alles Bands, die sich irgendwie diesem Bereich zuordnen lassen. Ich bin früher niemals viel in Diskos gegangen, und jetzt sieht man mich doch gelegentlich mal im Nerodom oder im Feierwerk.
Ein paar Leute habe ich mittlerweile auch kennengelernt, die sich mehr oder weniger der Szene zuordnen lassen - ich hoffe aber durchaus auf weitere Kontakte.